CentOS steht für Community Enterprise Operating System und ist eine Linux-Distribution, die aus den frei verfügbaren Quellen des Red Hat Enterprise Linux erzeugt wird. Das heißt, CentOS ist vollständig binärkompatibel mit RHEL, kostet aber im Gegensatz zu RHEL nichts. Man bezahlt bei RHEL ja auch in erster Linie den Support, den man damit bei CentOS in der Form dann eben nicht hat. Stattdessen hilft die Community bei Problemen und das funktioniert offenbar auch gut genug, denn CentOS ist hinter den Platzhirschen Ubuntu und Debian mit 20,4 % die am dritthäufigsten eingesetzte Linux-Distribution auf Web-Servern. RHEL selbst ist auf dem vierten Platz, kommt aber nur noch auf 3,5 %.
Man könnte meinen, die Leute von Red Hat hätten ein Problem damit, dass da jemand einfach ihr Werk unter eigenem Namen anbietet aber dem ist nicht so. Stattdessen hat man sich mittlerweile sogar zusammengeschlossen und Red Hat hat einige CentOS Entwickler eingestellt. Wikipedia weiß dazu mehr.
Ausdauernd
Bei Fedora erscheint alle halbe Jahre eine neue Version, während die jeweils vorherige noch bis einen Monat nach Erscheinen der übernächsten Version weitergepflegt wird. Man ist also gezwungen, mindestens einmal im Jahr ein Upgrade vorzunehmen (Ich mache das natürlich alle halbe Jahre, ist doch klar! 😉 ). Jede RHEL/CentOS Haupversion bekommt jedoch ganze 10 Jahre den vollen Support, während neue Versionen rund alle 3,5 Jahre erscheinen. Zum jetzigen Zeitpunkt wird sogar CentOS 5 noch supportet, wenn auch nicht mehr ganz so lange. Das nenne ich mal Long Term Support!
Ausprobiert
Angeregt durch eine Meldung bei Heise über die frisch freigegebene Version 7.3 dieses RHEL-Klons habe ich mir die Live-ISO mit GNOME heruntergeladen und mal spaßeshalber in einer VM installiert. Das aktuelle Red Hat Enterprise Linux 7.3 und damit auch CentOS basiert auf einem Mix aus Fedora 19 und 20 hat also in der Basis einen Softwarestand von Mitte 2014. Mittlerweile sind aber etliche Komponenten erneuert worden. Unter anderem wurde sogar der GNOME-Desktop von der frühen Version 3.4 auf 3.14 aktualisiert. Man ist damit desktopseitig zumindest auf dem Stand vom aktuellen Debian Jessie (8).
Ich muss schon sagen: man fühlt sich während der Installation und auch nachher im System ganz wie zu Hause, wenn man Fedora gewohnt ist. Sicher, die Software ist nicht ganz so frisch wie bei Fedora aber dafür sollte alles stabiler und sicherer sein. Ob das mit der Stabilität wirklich so ist, kann man aber natürlich erst nach längerer Benutzung sagen.
Beim Paketmanagement muss man sich ein wenig umstellen oder besser gesagt darauf zurückbesinnen, wie es vor Fedora 22 war. CentOS nutzt nämlich noch YUM und nicht DNF. Wobei die Benutzung größtenteils dieselbe ist, abgesehen von den drei Buchstaben im Befehlsnamen. Ehrlich gesagt mag ich den Namen YUM auch lieber als DNF. Das spricht sich flüssiger. Eine Silbe statt drei. Aber das ist eine persönliche Sache und unwichtig, denn DNF selbst ist schneller und hat mehr Features als YUM. Insbesondere das Entfernen mitinstallierter Abhängigkeiten funktioniert bei DNF deutlich zuverlässiger als noch bei YUM.
Ausgezeichnet
Was das RPMFusion Repository für Fedora ist, ist EPEL für CentOS. Weitere Goodies, speziell für den Einsatz auf dem Desktop gibt es im Nux-Desktop Repository. Unter anderem das für mich so wichtige FreeType mit aktiviertem Subpixel-Rendering (Yay!) und die Multimedia-Komponenten. Klar, was in den Zusatzrepositories liegt bekommt nicht dieselbe Stabilitätsgarantie wie Software aus dem Hauptrepository aber beim Test funktioniert bislang alles tadellos. Dadurch ist CentOS auch ein idealer Kandidat für den Rechner meiner Frau. Aktuell nutzt sie Linux Mint, welches sich aber ab und an etwas zickig verhält. Hatte es ihr mal installiert, weil ich mir dadurch ein ruhiges Leben erhoffte. Hat ja super geklappt…
Jetzt habe ich zumindest die Chance ihr ein wartungsarmes System zu installieren und meinen Haushalt Ubuntufrei zu machen. Hat was!